Qualitäten und Eigenschaften von Acrylfarben
von Ute Zander im Mai 2021
Grundsätzlich gibt es nicht nur bei den Acrylfarben, sondern auch bei den Aquarell-, Öl- und Temperafarben zwei Qualitäten:
- die Studienqualität und
- die Künstlerqualität.
Diese zwei Kategorien unterscheiden sich in der Zusammensetzung der Farben. In den Studienfarben findet man ausschließlich synthetische Pigmente und selbst diese sind leider häufig nicht von guter Qualität. Wenn die Pigmente nicht rein sind, hat man keine guten Mischergebnisse. Außerdem sind die Studienfarben mit sehr viel Füllstoffen angereichert.
Füllstoffe und Additive
Um möglichst viel Farbe zu einem geringen Preis herzustellen, verwendet man in der Industrie sogenannte Füllstoffe. Das sind Additive, die der Farbe mehr Körper geben, damit die Konsistenz etwas zäher wird. Allein durch Acrylbinder und das Pigment wäre eine Farbe viel zu flüssig. Kreide, Acrylate und andere Stoffe reichern die Farbe also an. Darunter leidet dann leider die Brillanz und häufig auch die Deckkraft.
Bei der Herstellung von Künstlerfarben werden hochwertigere Pigmente eingesetzt und weniger Füllstoffe. Fazit: die Farbe hat keinen Grauschleier oder leichten Weißanteil wie die Studienfarbe durch die Zugabe von Kreide.
Die Künstlerfarben enthalten auch Acrylate und Polymere, aber in einem anderen Verhältnis. Es wirkt sich nicht negativ auf die Brillanz einer Farbe aus. Fügt man den Pigmenten, meistens aus Kostengründen, zu viel Additive hinzu, decken diese Farben leider nicht gut.
Deckkraft
Die Deckkraft einer Acrylfarbe ist aber nicht immer produktionsbedingt hoch oder niedrig. Ob Farben gut decken liegt vor allem auch an der Eigenschaft des jeweiligen Pigments, also dem Rohstoff der Farbe. Es gibt Pigmente, z.B. fast alle Gelbpigmente, die selbst, wenn sie hochwertig sind und aus der Natur gewonnen werden, keine Deckkraft aufweisen. Das ist also kein Qualitätsmangel in der Herstellung der Farben, sondern eine Eigenschaft des Rohstoffs.
Genauso gibt es Pigmente, die glänzen. Alizarin Krapplack ist eines dieser Pigmente und Phtalogrün. Manchmal glänzen Farbtöne auch, weil in der Produktion Glanzverstärker eingesetzt wird, oder so viel Binder hinzugefügt wird, dass dieser sich letztendlich durchsetzt und der Farbe zu viel Glanz verleiht. Man ist dann als Maler gefordert, den Glanz im Bild auszugleichen, z.B. mit Firniss.
Die Deckkraft einer Farbe könnt ihr auf der Verpackung erkennen. Dort ist immer ein kleines Kästchen zu sehen. Ist dieses Kästchen komplett schwarz, deckt die Farbe. Ist das Kästchen halb schwarz, halb transparent, ist die Farbe nur schwach deckend. Ist das Kästchen komplett transparent, ist es eine Lasurfarbe, also gar nicht deckend.
Auch die Lichtechtheit der Farben ist dort zu erkennen. Neben den Kästchengibt es kleine Sternchen zu sehen. Je mehr Sterne eine Farbe hat desto lichtechter ist diese.
Kennzeichnung der Deckkraft und Lichtechtheit
Viskosität
Zu den Unterschieden der Acrylfarben möchte ich noch auf deren Viskosität zu sprechen kommen. Das ist die Fließeigenschaft einer Farbe. Es gibt Sorten, die sehr pastos oder sogar zäh sind. Diese Farben lassen sich zwar mit Wasser etwas geschmeidiger anmischen, aber manchmal sammelt sich dabei das Pigment ungleichmäßig.
Ich bevorzuge Farben mit einer mittleren Viskosität. So kann ich die Farbe gut verstreichen, mit Wasser gestreckt eine gleichmäßige Lasur erhalten oder selbst mit etwas Marmormehl die Konsistenz verdicken.
Es gibt auch synthetische Verdicker im Künstlerbedarf zu kaufen. Diese geben der Farbe keine Struktur wie das Marmormehl, machen sie aber manchmal etwas transparent. Grundsätzlich sind die unterschiedlichen Konsistenzen der Farben kein Qualitätsmerkmal, sondern einfach nur unterschiedliche Rezepturen der jeweiligen Hersteller.
Marken und Farbtöne
Ich empfehle euch die Sorte Amsterdam von der Marke Royal Talens und die Sorte Lukascryl Studio von der Firma Lukas Schönfeld. Die Farben sind zumeist deckend, lichtecht und sehr brillant. Außerdem haben sie eine optimale Konsistenz. Weiß, könnt ihr auch von einer preiswerteren Sorte wie z.B. Neo Acryl, Triton, etc. verwenden.
Achtet beim Kauf darauf, dass ihr Deckweiß oder Titanweiß kauft, da diese Töne gut decken. Zinkweiß ist nicht deckend, aber wiederrum zum Mischen gut geeignet oder für Lasuren.
Kadmiumgelb, Magenta und Cyanblau sind die drei Farben, aus denen ihr wirklich alles mischen könnt. Ergänzt durch Schwarz, Weiß und ein paar Lieblingstöne habt ihr schon eine richtig gute Grundausstattung. Meine Palette habe ich erweitert durch Karminrot, Goldocker, Siena gebrannt, Ultramarin, Türkis, Phtalogrün und Neonorange.
Acrylfarben: Rot- Blau- und Gelbtöne
Zusammenfassung
Die Acrylfarben unterscheiden sich in Studien- und Künstlerfarben. Die Künstlerfarben sind qualitativ hochwertiger, reiner im Pigment und haben nicht so viele Füllstoffe. Die Studienfarben sind eine günstige Alternative zu den Künstlerfarben, leider aber nicht so brillant. Die Deckkraft einer Farbe wird bestimmt durch den Rohstoff und die Additive der Industrie. Die Viskosität einer Farbe variiert durch die unterschiedlichen Rezepturen der Hersteller.
Ute Zander, 1967 in Hamburg geboren und aufgewachsen, arbeitet als freischaffende Künstlerin, Autorin und Initiatorin von Workshops.
Ute Zander gehöt zu den Kunstschaffenden, die ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Begeisterung gern auch auf andere übertragen möchten. Als Autorin mehrerer erfolgreicher Bücher über die Acrylmalerei, sowie auch als Veranstalterin zahlreicher Malworkshops, führt sie mit großer Freude Menschen zu deren eigener Kreativität.
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