Was Bilder über unser Innenleben verraten

eine etwas andere Sicht auf Kunst

von Susann Belzer  im März 2021

Bilder wirken – immer. Sie umgehen gerne unseren Verstand und wirken direkt auf unser Unterbewusstsein. Bilder sind allgegenwärtig. Wir fühlen uns von ihnen angezogen oder verspüren Abneigung.

Bilder sind außerdem ein hilfreiches Mittel, um innere Vorgänge sichtbar zu machen, dies macht sich die Kunsttherapie zu Nutze, sowohl bei psychischen Erkrankungen im Rahmen einer Therapie als auch zur Persönlichkeitsentwicklung oder Selbsterfahrung von gesunden Menschen innerhalb eines Coachings.

Die heilsame Kraft der Bilder

Wie man an der Höhlenmalerei sieht, hat sich der Mensch schon seit Anbeginn der Zeit künstlerisch ausdrückt. Das Heilsame am künstlerischen Ausdruck ist, dass der Mensch über ihn oftmals ganz unbewusst seinen Alltag verarbeitet und sich dadurch entlastet, angefangen beim Baby, das seine ersten Spuren im Möhrenbrei, und somit etwas von sich in der Welt hinterlässt, über das Kleinkind, das weltweit die gleichen Phasen durchläuft, um sich Schritt für Schritt selbst alle Formen zu erarbeiten, damit es mit 4 Jahren die ersten Szenen aus seinem Leben im Bild darstellen kann, bis hin zu den Kritzeleien, die du hinterlässt, die du hinterlässt, wenn du mit Stift und Papier einem Vortrag folgst oder ein Telefonat führst.

Doch auch das Betrachten eines fremden Werkes kann dich in dein Innenleben führen, du musst dazu nicht selbst ein Bild malen. In den jeweiligen Bildern sind Botschaften über dein Seelenleben enthalten, ob du dich nun selbst künstlerisch ausgedrückt hast oder dir ein Bild ausgesucht hast.

Es ist so einfach wie genial, was sich die Natur hat einfallen lassen, damit der Mensch sich selbst entlasten und wieder in die Mitte bringen kann. Dieses intuitive Verhalten kannst du dir in jeder Lebens- und Altersphase zu Nutze mache

Bild 1 – Matschen mit Saft und Milch Bild 2 – Kritzelphase

Problemlösung – mit Kunsttherapie neue Wege beschreiten

Kennst du das auch? Für manche Ereignisse findest du einfach keine Worte oder es verschlägt dir sprichwörtlich die Sprache – Stimme und Stimmung haben nicht umsonst die gleiche Wortherkunft.

Manche Dinge sind vielleicht auch noch nicht ins Bewusstsein vorgedrungen und deshalb nicht in Sprache fassbar.

Ist der Verstand sehr präsent, kannst du ihn mit dem Prozess des Malens und Betrachtens eine Pause gönnen.

In den jeweiligen Bildern und im Prozess des sich Ausdrückens zeigt sich erstaunlich viel: die aktuellen und vergangenen Themen, Widerstände, Probleme und Hindernisse, Ressourcen und Lösungen, innere Anteile und Ahnen.

Der anfangs ungewohnten Prozess, deine eigene Innenwelt im Bild darzustellen, bedarf einer sensiblen Begleitung. Es darf Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entstehen, damit Neues gewagt werden kann.

Durch das anschließende gemeinsame Betrachten und Besprechen der Bilder durch Therapeutin und Klient wird der Spur des Bildes gefolgt. Es wird ans Licht gebracht, was verborgen schien, um es zu würdigen, zu heilen, zu bestaunen, zu erlösen, zu verändern oder einfach nur da sein zu lassen.

Ahnenheilung

Abschied

Das Innenleben im Bild erforschen

Als erstes bedarf es deinen Mut, die Grenze des „ich kann nicht malen“ zu überwinden. Diesen Glaubenssatz teilen viele Menschen, die in meine Sitzungen kommen. Meist stammt er aus der Kindheit meiner Klienten und den Bewertungen und Urteilen, denen ihre Bilder seit klein auf ausgesetzt waren.

Der spontane Ausdruck steht im Vordergrund.

Ein leichter Einstieg ist z.B. die Collage. Zusammengesucht aus alten Zeitungen setzt du ein für dich stimmiges Bild zusammen. Das Thema kann vorher oder im Nachhinein ausgearbeitet werden.

Bildunterschrift

Bildunterschrift

Als Therapeutin betrachte ich das Bild mit dir gemeinsam. Wir schauen, WAS sich zeigt und WIE es sich zeigt.
Hier gehe ich darauf ein, wie das Bild für dich persönlich ist und lasse die kulturelle Prägung von Farben und Symbolen vorerst außer Acht.

Wie wird das Bild mit allen Inhalten und Farben von dir wahrgenommen?

Mit Neugier und stetigem Nachfragen beschreite ich den Weg durch das Bild und somit dein Erleben mit dir gemeinsam.

Was hat schwarz, blau oder gelb für eine persönliche Bedeutung für dich?
Was verbindest du mit den entstandenen Formen und Symbolen?

So ergibt sich ein ganz individuelles Bild und so erhalten wir beide Zugang zu deinem Innenleben. Was entstanden ist, ist eine neue Sichtweise auf ein bestehendes Problem. Auf einmal ist es aus deinem Kopf und wir können es von allen Seiten betrachten.

Wie ist das Gefühl, wenn du es nicht mehr nur als inneres Bild betrachtest?

Ein Raum der Veränderung macht sich dadurch auf. Wie soll dein Leben statt dessen aussehen? – Kann hier eine wichtige Frage sein.

Was und wie kannst du nun das Bild verändern, damit es deiner inneren Stimmigkeit entspricht? Was wird gebraucht?

So werden kreative Lösungen gefunden, die rein mit dem Verstand vielleicht nicht möglich gewesen wären. Fühlt sich die Lösung oder dein neues Verhalten noch nicht gut an, darf das Bild weiter verändert werden. Alles passiert im geschützten und sicheren Rahmen des Papiers, bevor es in den Alltag transferiert wird.

Aus Bild 1 wird Bild 2 – Veränderungen

Trau dich, deinem spontanen Ausdruck zu folgen

Im künstlerischen Gestalten erweiterst du deine Ausdrucksfähigkeit und die Kunsttherapie schafft somit eine Möglichkeit, dich auch außerhalb der gesprochenen oder geschriebenen Sprache auszudrücken.

Emotionale Situationen kannst du selbst ausgleichen und somit deine Selbstwirksamkeit stärken.

Die Verarbeitung der Um- und Innenwelt haben sich schon kleine Kinder, ohne ein Eingreifen von außen angeeignet. Trau dich, deinem spontanen Ausdruck zu folgen, jenseits von richtig und falsch. Du erschaffst dir damit einen großen Raum, in dem du dich erkennen kannst, Dinge sich neu sortieren und Veränderung entstehen darf.


Susann Belzer

Susann Belzer ist 1985 geboren und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Nürnberg. Die Leidenschaft zum Malen und Zeichnen, wurden ihr bereits in die Wiege gelegt. Einer Ausbildung zur Arzthelferin, folgten die Ausbildungen zur Kunsttherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie begleitet in einer Klinik Menschen mit psychogenen Stimm-und Schluckstörungen, neuro- und onkologischen Erkrankungen und gibt Hilfe bei der allgemeinen Krankheitsbewältigung.

Neben Kursen, bietet sie Einzelsitzungen an, leitet Workshops und gibt ihr Wissen in Seminaren weiter.

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