Grundierungen – sind die eigentlich wichtig?
Von Ute Zander
Ja, sind sie! Durch eine gut gewählte Grundierung kannst du sogar mehr Dreidimensionalität und Tiefe in dein Bild bringen.
Muss ich jede Leinwand grundieren, bevor ich darauf male?
Nein, nicht unbedingt. Die meisten Leinwände sind bereits vom Werk aus grundiert. Das erkennst du daran, dass sie auf der Vorderseite weiß sind und auf der Rückseite das beige/gräuliche Tuch aus Baumwolle oder Leinen zu sehen ist.
In der industriellen Herstellung von Keilrahmen wird in der Regel mit einer Acryl/Halbkreide- Grundierung gearbeitet. Diese hat den Vorteil Farbe gut anzunehmen (Kreidegehalt), und verhindert, dass die Farbe durch das Tuch hindurchdringt (Acrylat). Leider werden viele Leinwände, die über den Seeweg nach Europa gelangen, imprägniert. Das hat den Nachteil, dass die Farbe quasi vom Bildträger abperlt. Vielleicht hast du auch schon auf einer Leinwand gearbeitet, bei der du den Eindruck hattest, die Farbe wird nicht richtig angenommen. Manchmal entstehen sogar beim Auftrocknen viele kleine weiße Flecken und das Tuch kommt wieder zum Vorschein!
Du solltest beim Kauf einer Leinwand immer auf Qualität achten
Das heißt, auf ein etwas dickeres Tuch, eine gute Grundierung, abgelagertes Holz (kein Leichtholz) und darauf, dass sie so aufgezogen wurde, dass ich sie noch nachspannen kann. Das erkennst du an den Ecken. Wurde dort diagonal über zwei Ecken getackert, kannst du sie nicht mehr nachspannen. Richtig ist es, wenn sie parallel zur Fuge getackert wurde.
Sollte eine Grundierung immer in weiß gehalten sein?
Nein, denn gerade eine farbige Grundierung bringt Tiefe in dein Bild! In der Produktion wird das Weiß nur gewählt, weil es zum einen neutral ist und zum anderen Kreide hinzugefügt werden kann. Jetzt kommt also dein Part!
Grundierst du in Ocker- oder Gelbtönen, kannst du ein sonniges, warmes Licht in dein Bild bringen. Viele französische Landschaftsmaler arbeiten in dieser Weise. Auch „Siena gebrannt“ und andere „Terra-Töne“ sind als Grundierung gut geeignet. Sie geben dem Bild etwas „Patina“.
Seit der Renaissance wird eine grüne Grundierung in der Portraitmalerei bevorzugt. Sie verhindert, dass der Hautton zu sehr ins Rosafarbene geht. Vielleicht kennst du aus dem Bereich der dekorativen Kosmetik einen grünen Coverstick? Dieser wird unter dem Make-up aufgetragen, damit gerötete Hautpartien nicht noch roter wirken. Das ist das gleiche Prinzip.
Eine schwarze Grundierung bringt Schatten in dein Bild. Wenn es zu deinem Motiv passt, z.b. in einem architektonischen Sujet (Stadtlandschaft), brauchst du nicht soviel zu „modellieren“. Das bedeutet, das Bild durch das Mischen von Farben aufhellen oder in diesem Fall verdunkeln. Im Handel gibt es inzwischen sogar schwarz grundierte Leinwände. Aber aufgepasst! Häufig nehmen auch diese Grundierungen anderen Farben nicht gut an!
Ich persönlich bevorzuge Grundierungen in dunkelblau oder sogar dunkelbraun. Das Dunkelbraun mische ich mir aus schwarz und Siena gebrannt. Der selbstgemischte Ton wirkt nicht so stumpf und unrein wie einige Brauntöne, die im Handel erhältlich sind. Es verleiht dem Bild sofort etwas „Erarbeitetes“. Bunte Farbtöne stehen darauf sehr gut und das Bild wirkt nicht so flach und plakativ, sondern „abgerundeter“.
Manchmal wähle ich auch einen „Terra-Ton“als Grundierung. Ultramrinblau sieht darauf einfach fantastisch aus.
Probier doch mal verschiedene Farben als Grundierung aus und lass dich überraschen, wie viel Atmosphäre dein Bild dadurch erhält.
Ute Zander, 1967 in Hamburg geboren und aufgewachsen, arbeitet als freischaffende Künstlerin, Autorin und Initiatorin von Workshops.
Ute Zander gehöt zu den Kunstschaffenden, die ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Begeisterung gern auch auf andere übertragen möchten. Als Autorin mehrerer erfolgreicher Bücher über die Acrylmalerei, sowie auch als Veranstalterin zahlreicher Malworkshops, führt sie mit großer Freude Menschen zu deren eigener Kreativität.
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