… wie man eine Wolke malt (2)


Mai 2019

Im ersten Teil: „Lernt man hier wie man eine Wolke malt?” haben wir uns der Wolke von den Rändern genähert. Jetzt wollen wir sie von der Seite her betrachten, genauer gesagt, von verschiedenen Seiten.

Physikalisch

Physikalisch gesehen sind Wolken Ansammlungen in der Luft frei schwebender durchsichtiger Wassertröpfchen in der Atmosphäre. Die Größe einer WoIke kann mehrere Kilometer betragen und ihr Gewicht viele Tonnen. Die an sich farblose Wolke bekommt ihre weißgraue Farbe, weil das Licht durch die feinen Wassertröpchen gestreut wird. Je dichter die Wolke, desto dunkler das Grau. Wenn die Wolke vom Sonnenlicht beschienen wird, kann sie ganz weiß aussehen, beim Sonnenauf oder -untergang bekanntlich auch gelb, orange, rot, violett.

Vom Bild her

lemme wolken malen

Anders als beim Zeichnen, sollte man beim Malen immer das ganze Bild im Sinn haben. Vom Bild aus gesehen, ist die Himmelsfläche genauso zu behandeln wie der Rest. Die Darstellung des Himmels ordnet sich also der Komposition des Bildes unter und ihre Gestaltung in Form und Farbe ist absolut frei. (Denk daran, wenn du eine weiße Wolke malst!) Wolken gehören wie Regen, Rauch und Wasser zu den Spezialeffekten in der Malerei, bei deren Beschreibung man seiner Fantasie freien lauf lassen kann!

Räumlich gesehen

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Räumlich gesehen ist der Himmel mit den Wolken der vom Betrachter am weitesten entfernte Teil der Landschaft. Nach der Regel, dass die Helligkeit und das Verschwimmen nach hinten perspektivisch zunimmt, sollte der Himmel nicht den intensivsten Farbeindruck (Tiefblau) und die Wolken nicht zu klare Umrisse bekommen.

Bitte betrachte diese Regel nicht als verbindlich, denn letztlich ist es immer eine Bildentscheidung und Wolken können im Bild genauso gut Gelb, Rot oder Blau sein!

Aquarell – die Kunst des Weglassens

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Beim Aquarell im strengen Sinne verwendet man keine weiße Farbe. Das liegt daran, dass Aquarellfarben allgemein Lasurfarben sind, also durchscheinend. Die Aquarellfarben werden durch das Hinterlicht des Papiers quasi zum Leuchten gebracht. Das auch erhältliche Deckweiß enthält undurchsichtige weiße Pigmente, die das Licht nicht zum Papiergrund durchlassen. Solche weißen Stellen wirken dann oft stumpfer und dunkler als die Papierfarbe.

Wenn man nun also auf Deckweiß verzichtet, muss man das Papier an den weißen Stellen freilassen, den Himmel also um die Wolken herum malen.

Die Bleistiftübungen aus dem ersten Teil (s.o.) können uns dabei helfen, die Wolken negativ zu malen, also als Aussparungen im Himmel darzustellen. Danach setzt du die Farbe der Wolke (in Bezug zum Gesamtbild) in ihrem Schattenbereich beispielsweise als ein lichtes Grau.

Aquarellieren Pleinair

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Beim Pleinair setzen wir uns in die Landschaft und lassen die auf uns wirken. Zuerst solltest du dir klar werden, was du malen willst. Du legst den Bildauschnitt fest und entscheidest, was dir wichtig ist. Vielleicht nimmt der Himmel einen großen Teil deines Bildes ein. Was hindert dich daran, sofort diese besondere Wolkenformation abzubilden? Gar nichts. Denn es kann sein, dass die restliche Landschaft dann nur noch angedeutet werden muß – und deine Aquarellskizze ist fertig!

Beim Aquarellieren im Regen kann es passieren, dass feine Wassertröpfchen die Farben auf dem Aquarellpapier punktweise anlösen und sich der Regen quasi selbst abbildet! Den Zufall soll man beim Aquarellieren immer willkommen heißen ;-)

Copyright für Abbildungen und Text: Detlef Lemme 2019


Detlef Lemme

Detlef Lemme lebt und arbeitet seit 2001 in Hamburg.  Nach Tischlerlehre und Kunststudium in Berlin hat er in Hamburg als Trickfilm-Animator und in Wolfsburg und Erlangen als 3D-Visualisierer gearbeitet.

Seit 2016 ist er wieder in Hamburg als freiberuflicher Künstler tätig. Seine Schwerpunkte sind serielle Malerei, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik und Konzeptkunst. Sein Wissen und seine Fertigkeiten gibt er seit 1993 in verschiedenen Zusammenhängen an unterschiedliche Teilnehmergruppen weiter.

„Die Kunst ist eine Lebensaufgabe und eine große Freude besteht darin, sie anderen nahezubringen.“

Detlef Lemme bietet in den Sommermonaten fortlaufend immer dienstags Aquarellkurse im Hamburger Jenischpark und dem angrenzenden Elbufer an, auf Wunsch auch am Wochenende. Geplant sind Ausflüge nach Sylt und in den Spreewald.

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