Peter Hauptmann: Wann es Sinn macht, Online-Kunstkurse anzubieten


Mai  2020

Als Berater und Coach für Künstler*innen und Kreative, von denen viele zumindest einen Teil ihres Lebensunterhaltes auch durch Lehrtätigkeit und Kunstkurse verdienen, habe ich in den letzten Wochen zahlreiche Anfragen wie diese bekommen:

  • „Macht es Sinn, meine Angebote online zu bringen?“
  • „Wie erstelle ich einen Online-Kurs?“
  • „Welche Möglichkeiten gibt es?“

Da ich selbst meine Coachings hauptsächlich online anbiete und auch mehrere Online-Kurse rund um das Thema „von Kunst leben“ erstellt habe, lautet meine Antwort auf die Sinn-Frage selbstverständlich: ja, es macht Sinn!

Und zwar nicht nur in Zeiten wie diesen, in denen eine Pandemie unser aller Leben gehörig durcheinander gebracht hat – sondern zu jeder Zeit. Denn Online-Kurse haben zahlreiche Vorteile, die auch dann, wenn die derzeitige Situation wieder abgeklungen sein wird, weiterbestehen. In diesem Beitrag möchte ich dir aufzeigen, was du bei der Entscheidung, mit deinem Angebot online zu gehen, berücksichtigen solltest und gebe dir Tipps für die Variante: aufgezeichnete bzw. vorproduzierte Online-Kurse.

Online gehen – so schnell wie möglich?

Als „Hauruck“ Lösung, um schnell und unmittelbar noch während der aktuellen Krise eine neue Art von Einkommen zu generieren, sind Online-Angebote allerdings nur bedingt geeignet.

Deshalb gleich zu Beginn eine Einschränkung: all jenen, die an „Online“ als Lösung vor allen Dingen für jetzt, während der bestehenden sozialen Einschränkungen, gedacht haben, rate ich, den guten und vergleichsweise schnellen Weg, wie von Uwe in „Kunstkurse mit Zoom | für Kursanbieterinnen“ beschrieben, zu gehen. Das macht insbesondere dann Sinn, wenn du schon eine bestehende, interessierte Kundenbasis hast, die bereit ist, dir auch gerne in die Online-Welt zu folgen.

Auf diese Art – via Zoom – kannst du dich an deine bestehenden Kursteilnehmerinnen wenden und deine schon erprobten Unterrichtsmethoden statt vor Ort nun eben online aber weiterhin live anwenden. Das wäre also ein guter Weg, um schon vorhandene Kurse „einfach“ ins Netz zu verlegen.

Vorproduzierte Online-Kunst-Kurse zu einer nachhaltigen Einkommensquelle entwicklen

Diejenigen, die vorproduzierte Online-Kurse tatsächlich zu einer nachhaltigen Einkommensquelle machen möchten, empfehle ich die folgenden Ausführungen, denn es braucht eine klare und durchaus längerfristig gedachte Strategie und vor allen Dingen Zeit für die Vorbereitung.

Vor- und Nachteile von vorproduzierten Online-Kursen

Einer der Vorteile solcher Online-Kurse ist, dass sie im Prinzip beliebig reproduzierbar sind und uns von der unmittelbaren Präsenz, dem zeitgleichen Beisammensein mit den Teilnehmer*innen „befreien“ können. Du kannst also mit demselben Angebot wesentlich mehr Menschen erreichen und einen einmal erstellten Kurs so oft verkaufen, wie es dir gelingt – und damit immer wieder Einnahmen erzielen.

Dem steht natürlich gegenüber, dass du eben nicht direkt mit den Teilnehmer*innen interagieren kannst – das kann, muss aber kein Nachteil sein: es gibt viele und durchaus kreative Lösungen, auch bei dieser Art von Online-Kursen Feedbacks und interaktive Lernelemente einzubauen.

Vorteile aufgezeichneter Online-Kurse:

  • zeitunabhängig
  • ortsunabhängig
  • beliebig vervielfältigbar.

Dem stehen als Nachteile gegenüber, dass es:

  • keinen direkten Kundenkontakt gibt
  • die Menschen es noch nicht so gewohnt sind
  • sie sich oft nicht so motiviert fühlen, wie bei einem Live-Online-Kurs

Da es meine Grundhaltung ist, Nachteile immer in Vorteile zu verwandeln, lade ich dich ein, deine Kreativität genau bei diesen Punkten anzuwenden und auf deine Einwände gegenüber dem Thema vorproduzierter Online-Kurse zu achten:

Wie viele deiner „Ja, aber“ kannst du in ein oder mehrer „Ja, deshalb!“ verwandeln?
Welche Ideen hast du, um diese „Nachteile“ in genau jene Aspekte zu verwandeln, die DEINE Angebote aus jenen von anderen Anbietern herausheben?

Denn wenn ich oben geschrieben habe, du kannst „einen einmal erstellten Kurs so oft verkaufen, wie es dir gelingt“, so deutet dieses „gelingt“ darauf hin, dass bei dieser Art von Online-Kursen genau dasselbe gilt wie in der „realen“ Welt:

Ohne Teilnehmer*innen ist alles nichts und du solltest Wege finden, deine Zielgruppe zu erreichen und von deinem Angebot zu überzeugen.

In der Masse sichtbar werden ist das Ziel

Wie bei allen neuen Themen, für die wir uns interessieren, wirst du bemerken: sobald du dich dem Thema ernsthaft widmest, erscheint die Welt plötzlich voll von verfügbaren, vorproduzierten Online-Kursen. Wir sehen genau das, worauf wir uns fokussieren – und das kann sehr schnell zu Überforderung und Entmutigung führen.

Das muss aber nicht sein! Es mag zwar immer mehr Anbieter und immer mehr Kurse geben – es gibt aber gleichzeitig auch immer mehr Menschen die:

  • sich für Kunst und eigene kreative / künstlerische Tätigkeit interessieren
  • bereit sind, auch online zu lernen
  • die Vorteile von Online-Kursen erkennen

Um diese Menschen zu erreichen, ist es wichtig, dass dein Angebot aus der „Masse“ hervorsticht – aber das gilt ja in der Offline-Welt genauso! Deshalb überlege dir sehr gut folgende Aspekte:

Inhalt: Worum soll es gehen?

  • Was ist DEINE Expertise, dein Thema, deine Technik, welche du den Menschen nahebringen möchtest?
  • Wie bereitest du dieses Thema auf deine persönliche Art auf?
  • Was ist deine spezieller Ansatz (künstlerisch/kreativ/technisch etc.), der sich von anderen unterscheidet?
  • Was ist deine ganz besondere Vermittlungsmethode, die anders ist als bei anderen?

Je klarer du weißt, WAS genau du vermitteln möchtest, desto klarer kannst du das schon im Vorfeld kommunizieren und die richtigen Menschen dafür gewinnen.

Deshalb überlege dir auch:

Publikum: An wen wendest du dich?

  • Vorhandene Kunden
  • Neue Kunden
  • Anfänger
  • Laien
  • Profis

Auch hier gilt: je klarer du weißt, für WEN dein Angebot gedacht ist, desto punktgenauer kannst du Wege suchen, um genau diese Menschen zu erreichen.

Der nächste Punkt, über den wir sprechen sollten, ist:

Die Technik macht’s (auch)

Format

Auf welche Art und Weise möchtest du deine Inhalte „rüberbringen“

  • mit eigens erstellten oder eingebundenen fremden Videos
  • mit Foto bzw. Bildserien
  • per E-Mail (E-Mail-Kurse sind eine unterschätze Möglichkeit!)
  • als Membership, also ein Mitgliederprogramm
  •  ergänzend Live via Zoom oder anderer Live-Streaming-Möglichkeiten, wie YouTube, Instagram Live Video oder Facebook Live Video

Auch hier ist jede Menge Raum für neue, kreative Lösungen, die dann genau dein Angebot herausstechen lassen! Aus den Überlegungen zur Technik – die dir und deiner Art möglichst entsprechen und in der du dich wohlfühlen solltest (!) – ergibt sich die Frage nach der geeigneten Plattform, um deine Kurse zu präsentieren.

Marktplätze

Das sind Online-Plattformen (Websites) auf denen viele Anbieter ihre unterschiedlichen Kurse anbieten. Die Teilnehmer*innen buchen und bezahlen den Kurs bei diesem Anbieter, der dann einen Anteil an dich weiterleitet. Beispiele dafür wären:

  • Udemy
  • Skillshare
  • CreativeLive

Der Hauptvorteil ist hier die große Zahl an Menschen, die solche Plattformen besuchen, um Kurse zu suchen, ein Nachteil ist die Tatsache, dass du dort mit vielen anderen Anbietern in Konkurrenz stehst und dass du die Preise nur in einem bestimmten Umfang selbst bestimmen kannst.

Plattformen mit der Möglichkeit der individuellen Darstellung deines Angebots

Das wären Anbieter, die dir die Möglichkeit geben, eigene Websites zu gestalten, auf denen du deine Videos und andere Unterrichtsmaterialien hochladen und Zahlungen entgegennehmen kannst. Der Vorteil ist hier, dass du wirklich eine „eigene“ Seite hast (auch wenn sie eigentlich bei dem jeweiligen Anbieter „gehostet“ ist), und du sogar deine eigene Domain nutzen kannst.

Beispiele dafür sind:

  • Kajabi
  • Teachable
  • Elopage

Ich arbeite gerne mit Kajabi, denn dort habe ich die Möglichkeit, alle Aspekte zu integrieren: meine eigene Website samt meiner eigenen Domain, die Möglichkeit Landingpages zu erstellen und dort E-Mails von Interessent*innen einzusammeln, Videos und Unterrichtsmaterialien direkt hochzuladen, Ankündigungsmails direkt zu versenden – und vieles mehr. Es ist eine sehr umfangreiche – aber auch relative teure – Gesamtlösung.

Falls du schon eine eigene Website hast, die auf WordPress basiert, gibt es auch Möglichkeiten, deine Kurse von einer Plattform dort einzubinden, z.B. mit

  • Digimember

Und natürlich gibt es Spezial-Plattformen wie kukundo, wo du eine passgenaue Zielgruppe erreichst, die auf dein Angebot aufmerksam wird. Der eigentliche Kurs ist auf deiner eigenen Website oder bei einem der obern genannten Anbieter zu finden. Kukundo ist also quasi so etwas wie ein spezieller digitaler Verkaufsladen, den vor allen Dingen Kunstkurs-Interessierte gern und zahlreich besuchen.

Welchen Weg und welche Plattform auch immer du wählst, ich rate dir, immer DEINEN ganz speziellen Zugang zu finden und zu definieren, um nicht einfach „eine von vielen“ zu sein, sondern mit genau dem, was DIR liegt und was du gerne vermitteln möchtest, diejenigen zu erreichen, die genau das brauchen und suchen was du zu bieten hast.

Viel Freude und viele neue Erfahrungen damit wünsche ich dir, falls du Fragen hast, kannst du mir gerne jederzeit schreiben.

Peter Hauptmann


Peter HauptmannPeter Hauptmann ist Berater und Coach für Künstlerinnen und Künstler– und für alle Menschen, die spüren, dass der kreative Teil in ihnen mehr Platz in ihrem Leben braucht. Als ausgebildeter und ISO zertifizierter Businesscoach unterstützt er Künstler und Kreative auf optimale und professionelle Weise bei der Erreichung ihrer eigenen künstlerischen, unternehmerischen und privaten Ziele. Dazu bietet er Seminare, Kurse, Beratungen und Coachings an, die auch online verfügbar sind und somit im gesamten deutschen Sprachraum wahrgenommen werden können.

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