
Praxistipps:
Mit Asche malen – Vom Abfallprodukt zum Kunstmaterial
Abb 1 – Bild mit Asche
Copyright Fotos Ruth Trinczek-Helten
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Mit Asche malen – Vom Abfallprodukt zum Kunstmaterial
Von Ruth Trinczek-Helten | Lesezeit: 3 Minuten
Was bleibt, wenn alles vergeht?
Asche – grau, staubig, übrig geblieben nach dem Feuer. Für viele ist sie bloß ein Abfallprodukt, für mich ist sie mehr: ein Symbol der Vergänglichkeit, ein stiller Zeuge von Transformation, Reduktion und Leben.
In meiner künstlerischen Arbeit habe ich entdeckt, dass Asche nicht nur Spuren der Vergangenheit trägt, sondern gleichzeitig Ausgangspunkt für Neues sein kann. Als Gestaltungsmittel ist sie ehrlich, roh, archaisch – und überraschend kraftvoll.
Drei Aschearten – Drei Stimmungen
In meinen Mixed-Media-Arbeiten verwende ich verschiedene Arten von Asche – jede mit ihrem eigenen Charakter und Einfluss auf die Bildwirkung:
Holzasche: Grobstückig, grau-schwarz, später fast tiefschwarz. Sie erzeugt fühlbare Strukturen und kraftvolle Kontraste.
Ideal für erdige, archaisch anmutende Werke.
Papierasche: Hell, leicht, fein – für sanfte, ruhige Texturen. Sie wirkt zurückhaltend und schafft harmonische Bildflächen.
Asche von Räucherstäbchen: Beigebraun, pudrig, sanft. Sie bringt subtile Erdigkeit und spirituelle Ruhe ins Bild.
Jede dieser Aschen hat ihre eigene visuelle Sprache. Ihre Kombination lässt überraschende Bildwelten entstehen, die still und gleichzeitig intensiv wirken.



Verarbeitung und Kombinationen
Asche zu verarbeiten erfordert Geduld und Neugier. Sie verhält sich anders als klassische Malmaterialien:
- Pur aufgetragen, wirkt sie rau und organisch. Fixative oder Firnis helfen, sie dauerhaft zu binden.
- Mit Acrylbinder gemischt, lässt sich Asche zu strukturierter Paste oder transparenter Lasur verarbeiten.
- In Verbindung mit weicher Wachssalbe entstehen matte bis glänzende, poröse oder fließende Oberflächen.
Ich kombiniere Asche gern mit farbige Schüttungen, Pigmenten oder einer Marmormehl-Sumpfkalkmischung – als bewussten Kontrast zu glatten, künstlich anmutenden Materialien.

Die künstlerische Dimension
Was mich an Asche besonders berührt, ist ihre Symbolik:
Sie steht für das, was bleibt. Für Reduktion. Für Stille.
Ein Bild mit Asche muss nicht laut sein. Im Gegenteil: Die gedeckten Töne, das unregelmäßige Korn und die ursprüngliche Herkunft bringen eine meditative Tiefe mit sich. Viele meiner Werke erinnern an das Universum, Landschaften oder antike Mauern – als würde man in eine archaische Vergangenheit eintauchen. Ihre unregelmäßige Körnung, das gedämpfte Farbspektrum und ihre natürliche Herkunft lassen Bilder entstehen, die eine stille Tiefe ausstrahlen – fast wie ein Echo aus der Erde.
💡 Tipp: Wer mit Asche arbeiten möchte, sollte experimentierfreudig sein und sich auf ihre Eigenwilligkeit einlassen. Kleine Proben auf Papier oder Holz helfen, das Material kennenzulernen. Und vor allem: gut belüftet arbeiten, Schutzmaske tragen und auf sauberes, möglichst unbehandeltes Ausgangsmaterial achten.


Fazit: Die Poesie des Vergänglichen
Asche ist kein Gag. Sie ist ein ernstzunehmendes, ausdrucksstarkes Material mit viel Tiefe. Wer mit ihr arbeitet, wird mit ganz eigenen Bildsprachen belohnt – rau, reduziert und doch voller Gefühl. Doch genau darin liegt der Reiz: Die Rückbesinnung auf einfache, ursprüngliche Materialien bringt oft die stärksten Bilder hervor. Vielleicht liegt gerade im Staub das größte Potenzial.
Hast du Lust bekommen, es selbst auszuprobieren? Dann schnapp dir Asche und leg los! Viel Freude beim Entdecken wünscht dir
Ruth Trinczek-Helten

Ruth Trinczek-Helten stammt gebürtig aus Hessen und hat seit 2017 ihren Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. Zurzeit lebt sie in Titz, in der Nähe von Jülich.
Seit 2010 leitet sie ein Aquarellforum und ist Mitglied im Kunstverein Jülich. Als freischaffende Künstlerin und Dozentin bietet sie Workshops an, die sich mit verschiedenen Maltechniken wie Aquarell und Mischtechniken befassen. Darüber hinaus organisiert sie regelmäßig innovative Kreativ-Workshops zu diesen Themen.