Abb 1 – Marmormehlbild mit Goldpigmenten und Acrylfarbe
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PRAXISTIPPS

Wie du mit Marmormehl spannende Strukturen in deine Kunst bringst

Von Ruth Trinczek-Helten | Lesezeit: 4 Minuten

Hast du schon einmal ein Kunstwerk gesehen, das durch seine Struktur besonders lebendig wirkt? Eine einfache Möglichkeit, genau diesen Effekt zu erzielen, ist Marmormehl. Es verleiht Bildern eine spürbare Tiefe und lässt interessante Oberflächen entstehen.

In diesem Artikel erfährst du, wie du Marmormehl als Gestaltungselement nutzen kannst, welche Materialien du benötigst und wie du es richtig anrührst und aufträgst.

Was ist Marmormehl?

Marmormehl ist nichts anderes als fein gemahlener Marmor. Es wird als Nebenprodukt bei der Verarbeitung von Naturstein gewonnen und findet in der Kunst, im Handwerk und sogar in der Kosmetik Anwendung. In der Malerei und Bildhauerei wird es schon seit Jahrhunderten genutzt.

Es zeichnet sich durch seine Beständigkeit aus und verändert sich auch über lange Zeit nicht durch Lichteinwirkung. Diese Eigenschaften machen es zu einem idealen Material für Künstlerinnen und Künstler, die mit Texturen arbeiten möchten.

Abb. 2 – Marmormehl im Eimer mit Malmesser und Werkzeug

Wie kannst du Marmormehl in deinen Werken einsetzen?

Durch seine feine, pudrige Konsistenz kannst du mit Marmormehl interessante Strukturen erzeugen, die das Licht auf unterschiedliche Weise reflektieren. Je nach Auftragsstärke können samtige oder raue Oberflächen entstehen – bis hin zu rissigen, skulpturalen Effekten. Marmormehl lässt sich mit verschiedenen Bindemitteln mischen, zum Beispiel mit Acrylbinder, Leinöl oder Bitumen. Dadurch wird es zu einer Spachtelmasse, die sich einfach auftragen und weiterbearbeiten lässt.

Abb. 3 – Noch nasse Marmormehl gemischt mit Acrylbinder und mit dem Malmesser aufgetragen
Abb. 4 – Getrockneter Marmormehlauftrag mit gebrochenen Strukturen

Die richtige Mischung macht’s!

Damit Marmormehl auf der Leinwand haftet, brauchst du ein Bindemittel. Ohne dieses würde das Marmormehl nicht auf der Leinwand haften und sich nicht in eine verarbeitbare Masse verwandeln. Ich verwende dafür meist Acrylbinder – eine bewährte Lösung, die zuverlässig für Stabilität und Struktur sorgt.

Hier eine einfache Anleitung zum Anmischen:

  1. Material besorgen: Marmormehl und Acrylbinder (z. B. von Gerstaecker oder Boesner)
  2. Mischverhältnis beachten: Etwa 2 Teile Marmormehl auf 1 Teil Acrylbinder – die Konsistenz sollte cremig sein. Die Konsistenz sollte cremig sein – vergleichbar mit Quark oder Joghurt, je nachdem, wie groß die Risse sein sollen. Eine dünnere Konsistenz ergibt feinere Risse. Dicker aufgetragen bekommst du mehr Struktur.
  3. Vermengen: Mit einem Löffel, Schneebesen oder Handmixer zu einer homogenen Masse verrühren.
  4. Auftragen: Die Mischung mit einem Malmesser, Spachtel oder Teigschaber in unterschiedlichen Stärken (zwischen 0,2 cm und 1,5 cm) auf die Leinwand auftragen.

💡 Tipp: Wenn du die Masse leicht antrocknen lässt und dann mit Wasser besprühst, entstehen spannende Kraterstrukturen – fast wie eine Mondlandschaft.

Abb. 5 – Fertiges Bild mit Marmormehl, bei dem durch Wassertropfen Kraterstrukturen entstanden sind
Abb. 6 – Verschiedene Marmormehlstrukturen

Der Trocknungsprozess und das Entstehen von Rissen

Sobald die Spachtelmasse aufgetragen ist, beginnt der spannendste Teil: das Trocknen! Je nach Raumtemperatur und Auftragsstärke kann dieser Prozess ein bis drei Tage dauern. Dabei entstehen oft ganz von selbst feine Risse, die dem Werk eine besondere Tiefe verleihen.

Wenn du die Rissbildung beschleunigen möchtest, kannst du:

  • das Bild an einem warmen Ort trocknen lassen (Heizung, Sonne im Sommer)
  • vorsichtig mit einem Föhn nachhelfen
  • die Leinwand von hinten leicht klopfen oder drücken, sobald die Oberfläche angetrocknet ist
Abb. 7 – Fertiges Bild mit Marmormehl mit Strukturen

Weiterbearbeitung mit Farbe

Nach dem vollständigen Durchtrocknen kannst du dein Marmormehl-Werk weiter gestalten. Pigmente, Beizen, Tuschen oder verdünnte Acrylfarben eignen sich besonders gut, um spannende Farbverläufe und Kontraste zu erzeugen. Auch das Einfärben der Spachtelmasse vor dem Auftragen ist möglich.

💡 Tipp: Verdünnte Farben und Tuschen sorgen dafür, dass die feinen Strukturen und Risse erhalten bleiben, während deckende Farbschichten die Texturen teilweise überdecken.

💡 Tipp: Probiere verschiedene Werkzeuge aus – Schwämme, Pinsel oder sogar deine Hände! Jedes Hilfsmittel erzeugt eine andere Struktur und macht das Ergebnis noch einzigartiger.

Abb. 8 – unfertiges Bild mit Marmormehl bei dem Acryltuschen aufgetragen wurden, die dann mit Wasser besprüht werden zum weiter Verarbeiten des Bildes.
Abb. 9 – unfertiges Bild mit Marmormehl bei dem mit Pigmenten gearbeitet wurde.

Fazit:

Marmormehl ist ein vielseitiges Material, das deine Kunstwerke um eine spannende Dimension erweitert. Mit der richtigen Mischung, ein wenig Geduld und Mut zum Experimentieren kannst du Strukturen erschaffen, die dein Bild lebendig machen.

Hast du Lust bekommen, es selbst auszuprobieren? Dann schnapp dir Marmormehl und Acrylbinder und leg los!

Eure Ruth Trinczek-Helten


Ruth Trinczek-Helten stammt gebürtig aus Hessen und hat seit 2017 ihren Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. Zurzeit lebt sie in Titz, in der Nähe von Jülich.

Seit 2010 leitet sie ein Aquarellforum und ist Mitglied im Kunstverein Jülich. Als freischaffende Künstlerin und Dozentin bietet sie Workshops an, die sich mit verschiedenen Maltechniken wie Aquarell und Mischtechniken befassen. Darüber hinaus organisiert sie regelmäßig innovative Kreativ-Workshops zu diesen Themen.

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