Praxistipps:
Herstellung und Verwendung von Schellackpolitur in der Kunst
Copyright Fotos Ruth Trinczek-Helten
PRAXISTIPPS
Herstellung und Verwendung von Schellackpolitur in der Kunst
Von Ruth Trinczek-Helten | Lesezeit: 5 Minuten
Heute möchte ich dir Schellack vorstellen und zeigen, wie du deine eigene Schellackpolitur aus Blätterschellack herstellen könnt.
Schellack ist ein vielseitiges Material und du kannst es gut in deinen Gemälden anwenden. Lass uns gemeinsam einen tieferen Blick darauf werfen!
Zuerst einmal: Was ist Schellack?
Schellack (auch Tafellack, Plattlack) ist ein natürlicher Harz, der von der Lackschildlaus (Kerria lacca) produziert wird. Er ist biologisch abbaubar und nicht giftig. Diese kleinen Läuse leben auf bestimmten Bäumen in Indien und Thailand und scheiden den Harz aus, um ihre Eier zu schützen. Der Rohharz wird geerntet, gereinigt und zu Blätterschellack verarbeitet. Schellack ist wasserunlöslich, quillt jedoch auf, wenn es mit Wasser in Verbindung gerät.
Arten und Farben von Schellack
Farbvariationen:
- Rubinrot: Intensive rote Farbe, ideal für besondere künstlerische Effekte
- Gelb (Lemon): Helle, gelbliche Variante, für hellere Holzarten und zarte Farbnuancen.
- Blond: Sehr heller, fast transparenter Schellack, ideal für helle Hölzer und feine Arbeiten.
- Brauntöne: Verschiedene Brauntöne für unterschiedliche künstlerische Anwendungen
Wachstypen:
- Wachshaltiger Schellack: Enthält natürlichen Wachs, der im Schellackharz vorhanden ist, verleiht eine weiche, seidige Oberfläche.
- Entwachster Schellack: Der Wachs wird entfernt, wodurch eine härtere und glänzendere Oberfläche entsteht.
Warum Schellack in der Kunst verwenden?
Schellack ist ein wunderbares Material für Künstler, weil es vielseitig und einfach zu handhaben ist. Hier sind einige Gründe, warum Schellack in der Kunst geschätzt wird:
- Schutz und Glanz: Schellack bildet eine schützende Schicht und verleiht Oberflächen einen schönen Glanz.
- Vielseitigkeit: Kann auf Holz, Leinwand, Papier und vielen anderen Materialien verwendet werden.
- Einfach zu reparieren: Beschädigte Stellen können leicht ausgebessert werden.
- Schnell trocknend: verkürzt die Arbeitszeit.
- Tiefe und Transparenz: Verleiht Gemälden Tiefe und lässt darunterliegende Farb- und Strukturschichten durchscheinen.
Anwendungsmöglichkeiten
- Kombinierbar: mit Bitumen, Hautleim, Acrylfarbe, nicht wasserhaltige Tuschen und Beizen.
- Effekte mit Wasser: Schellack zieht sich in Verbindung mit Wasser sofort zusammen und er verliert seine Transparenz, was für künstlerische Effekte genutzt werden kann.
- Fixierung: Ideal zum Fixieren von Kohle- oder Pastellzeichnungen.
- Encausticmalerei: Tolle Effekte in der Encausticmalerei
- Durch das Einfärben von Schellack mit Pigmenten und dessen Lösung in Alkohol lassen sich individuelle Tinten und Tuschen herstellen.
Nachteile von Schellack:
- Haftung: Verschiedene Farbaufträge haften nicht so gut auf der Schellackschickt, außer Acrylfarben und Lacke. Tipp: Durch Anschleifen der Oberfläche kann eine Haftung von Farben verbessert werden.
- Hitzempfindlichkeit: kann bei hohen Temperaturen schmelzen.
- Lösungsmittelanfällig: Schellack ist empfindlich gegen Lösungsmittel wie Alkohol, Aceton und weiteren Lösungsmitteln. Das kann man sich jedoch wieder zunutze machen.
- Vergilbung: kann im Laufe der Zeit gelblich werden.
- Nicht dauerhaft: weniger haltbar als moderne Kunststoffe oder Lacke.
Jetzt, da du die Grundlagen kennst, lass uns zur Praxis übergehen. Hier ist eine einfache Anleitung, wie du deine eigenes flüssiges Schellack herstellen kannst.
Herstellung von Schellackpolitur
Zutaten:
- Blätterschellack: Wähle die gewünschte Farbe und den Wachstyp (wachshaltig oder entwachst).
- Bio-Ethanol oder Spiritus: verwende am besten 99%igen Bio-Ethanol, oder mindestens 96%igen Spiritus. Ich habe gute Erfahrungen mit 96,6%igen Bio-Ethanol gemacht.
Mischverhältnis:
Das Standardverhältnis für Schellackpolitur ist 1:4, also 1 Teil Blätterschellack zu 4 Teilen Bio-Ethanol. Für den Anfang kannst du mit 25g Blätterschellack und 100ml Ethanol arbeiten.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Vorbereiten: Wiege 25g Blätterschellack ab.
- Mischen: Gib den Blätterschellack in ein Glasgefäß.
- Bio-Ethanol hinzufügen: Fülle 100ml Bio-Ethanol in das Gefäß, sodass der Schellack vollständig bedeckt ist.
- Rühren: Rühre die Mischung gut um und verschließe das Gefäß.
- Warten: Lass die Mischung 1-3 Tage stehen, bis sich der Schellack vollständig aufgelöst hat. Zwischendurch das Gefäß ab und zu schütteln oder umrühren. Sollten die Schellackstücke dicker sein, dann kann es etwas länger dauern, bis sie sich aufgelöst haben. Manchmal ein paar Wochen.
Anwendung:
Sobald sich der Schellack aufgelöst hat, kannst du die Politur mit einem weichen Pinsel oder Tuch auf deine Kunstwerke auftragen oder schütten, um den gewünschten Glanz und Schutz zu erreichen.
Tipps und Tricks
- Verdünnen: Wenn die Politur zu dick ist, kannst du sie mit etwas mehr Bio-Ethanol verdünnen.
- Lagerung: Lager die Schellackpolitur in einem gut verschlossenen Behälter, um Verdunstung zu vermeiden.
- Reparaturen: Beschädigte oder abgenutzte Stellen können leicht repariert werden, indem du einfach neuen Schellack aufträgst.
Ich verwende gerne Schellack in Verbindung mit Sumpfkalk- oder Marmormehlstrukturen, als auch in meinen Bitumenbildern. Andere Strukturmaterialien, wie Pasten sind ebenfalls möglich. Meist male ich Nass in Nass, denn so kann der Schellack sich mit den verschiedenen Materialien, wie Tuschen, Bitumenemulsion oder Pigmenten verbinden. Doch auch für Trockentechniken ist er prima geeignet.
Fazit
Schellack ist weit mehr als nur ein Naturprodukt; es ist ein unglaublich vielseitiges Medium, das Künstlern unzählige Möglichkeiten bietet. Ob es darum geht, ein glänzendes Finish zu erzeugen, Strukturen in der Malerei zu schaffen oder in Mixed-Media-Techniken anzuwenden – Schellack beeindruckt mit seiner Vielseitigkeit. Er verleiht Kunstwerken eine geheimnisvolle Tiefe und lässt sich hervorragend mit Strukturmaterial, Stoffen, Papieren, Pigmenten, farbigen Tuschen und vielem mehr kombinieren.
Probiere die verschiedenen Techniken aus, lass deiner Kreativität freien Lauf und schaffe einzigartige Kunstwerke, die durch die besonderen Eigenschaften des Schellacks erstrahlen. Entdecke, wie dieses bemerkenswerte Material deine künstlerischen Fähigkeiten bereichern und deinen Horizont erweitern kann! Mit ein wenig Vorbereitung kannst du deine eigene Schellackpolitur herstellen und deine Kunstwerke veredeln. Probiere es aus!
Ich wünsche dir viel Spaß beim Experimentieren.
Deine Ruth
Ruth Trinczek-Helten stammt gebürtig aus Hessen und hat seit 2017 ihren Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. Zurzeit lebt sie in Titz, in der Nähe von Jülich.
Seit 2010 leitet sie ein Aquarellforum und ist Mitglied im Kunstverein Jülich. Als freischaffende Künstlerin und Dozentin bietet sie Workshops an, die sich mit verschiedenen Maltechniken wie Aquarell und Mischtechniken befassen. Darüber hinaus organisiert sie regelmäßig innovative Kreativ-Workshops zu diesen Themen.