Mit 50 Karten zu neuen Ideen beim Malen und Zeichnen – wie ich auf die Idee kam
Von Eva Peters
Seit April habe ich sie in meinem Arbeitszimmer: die Ideenkarten der artilda Sommermalzeit, ein Kartenset mit 50 Ideen für Pinsel & Stift. Selbst gemacht und im Selbstverlag herausgegeben. Was anfangs eine fixe Idee war, ist im April 2017 Wirklichkeit geworden. Wie kam es dazu?
Ich selber male und zeichne „schon immer“ und habe dauernd neue Ideen.
Warum sollte ich diese Ideen nicht mit anderen teilen?
So dachte ich mir vor 2 Jahren an einem launigen Sommertag und begann mit der Sommermalzeit ein online Projekt. Regelmäßig bekamen andere Kreative eine Idee per Mail zugesandt. Eine Anregung zu Motiven, Techniken, Experimenten und Spielereien. Mit der Zeit kam so eine beträchtliche Ideenliste zusammen, was könnte ich daraus noch machen? Ein Buch war mir zu langweilig, denn die Ideen sind ohne Bildmaterial, d.h. es ist reiner Text. Auf so ein Kreativbuch hatte ich selber gar keine Lust. Auf Bilder zu verzichten war meine bewusste Entscheidung, denn die Nutzer sind so frei in ihrer Materialwahl, vergleichen ihre Bilder nicht mit tollen Vorlagen und sind auch im Stil ganz frei. Gute Bücher mit Anleitungen zum Malen und Zeichnen und mit ausführlichem Bildmaterial gibt es bereits, ich blättere selber gerne darin. Ich wollte lieber Inspirationen, als Ausgangspunkt für die eigene Kreativität. Und das in einer ungewöhnlichen Form.
Und das alles darf auch Spaß machen, finde ich.
Dann kam die Idee mit den Karten. Perfekt für die Inhalte, die ich bereits hatte. Die Karten ließen die Vielfalt an Ideen zu, denn jede Idee steht für sich alleine. Die Karten haben etwas Spielerisches, und genau das spielerische Element ist mir beim Malen und Zeichnen wichtig. Ausprobieren, Experimentieren, Zulassen, auch wenn etwas nicht gelingt und dann einfach weitermachen.
Und so entstand nach und nach aus der Fülle der Ideen meines online Projektes ein Kartenset: die Texte überarbeiten, das Design der Karten und der Schachtel machen, einen Beileger texten. Und natürlich Organisation von Druck und anderen Dingen. Ein aufregendes Projekt und besonders aufregend war der Tag, als der Spediteur an der Tür klingelte und mir die ersehnte Lieferung betrachte.
Mein erster Blick auf das Wirklichkeit gewordene Kartenset war mit Freudentränen verbunden.
Seitdem sind schon zahlreiche Kartensets in die Welt gezogen und erfreuen Kreative aus unterschiedlichen Bereichen.
Wie funktioniert das Kartenset?
Die Karten kann man zuhause benutzen, wenn eine Idee fehlt oder man einfach mal etwas anderes ausprobieren will. Der Kopf hat frei und beim Ziehen einer Karte wird der Zufall eingeladen. Die Materialwahl entscheidet jeder Kreative ganz nach seinem Geschmack.
Manch ein Kursanbieter nutzt die Karten auch in seinen Mal- und Zeichenkursen zum Aufwärmen oder wenn mal die Luft raus ist. Andere setzen die Karten sogar therapeutisch ein. Und wieder andere lassen mit den Karten zunächst ein bisschen Kopfkino zu und entwickeln aus der Karte ihre eigene Bildidee, bevor sie überhaupt Zeit zum Skizzieren haben. Ich freue mich immer über die Rückmeldungen der Kartennutzer und bin überrascht was sie alles damit machen.
Die 50 Karten sind in 5 Themenbereiche unterteilt:
- Gelbe Karten: Aufwärmübungen
- Grüne Karten: mit Material experimentieren
- Violette Karten: Gesichter und Menschen skizzieren
- Rote Karten: Motiv-Ideen
- Blaue Karten: Kreativprojekte und Serien
Eine der gelben Karten, „Runde Sachen“, gehört zu meinen Lieblingskarten. Man braucht nur einen Stift und ein Blatt. Und dann geht es los.
Runde Sachen
Zutaten: schwarzer Stift, Papier, eventuell farbige Stifte oder Aquarellfarben
Male einen Kreis auf das Papier. An den Kreis setzt Du weitere Kreise oder Ovale. Variiere die Größe der Kreise und der ovalen Formen.
So wächst langsam ein mosaikartiges Muster wie Luftblasen oder nebeneinander liegende Steine.
Und es entsteht aus den vielen Kreisen eine gesamte Form. Wenn Du Lust hast, male diese Formen farbig aus.
Dies ist fast eine meditative Übung und man kann es immer wieder machen und auch variieren. Und: man kann nichts falsch machen. Die Erfahrung, mit der eigenen individuellen Zeichnung zufrieden zu sein, ermuntert zum Weitermachen.
Einige Anregungen laden dazu ein, bereits vorhandenes und gesammeltes Material zu verwenden. So beispielsweise die blaue Karte mit dem Titel „Das Kreuz- und Querbuch“
Das Kreuz- & Querbuch
Zutaten: Eintrittskarten, Fotos, Stoff, Rezepte, Zeitungsausschnitte. Ein altes Buch oder Katalog. Stifte, Malmaterial, Klebstoff.
Alles was zum Wegtun zu schade ist, Dir aber gefällt, findet in diesem Buch seinen Platz. Du kannst malen, zeichnen, schreiben, Dinge einkleben, Fotos zerreißen und neu zusammen kleben. Es darf schief werden und etwas herauslugen. Eselsohren, Knicke und Kleckse sind erlaubt.
Übermale oder überklebe, was Dir nicht mehr gefällt oder reiße den Teil der Seite heraus.
Lass Dein Kreuz- & Querbuch nach und nach wachsen.
Hierbei sind den Kreativen keine Grenzen gesetzt. Und beim Gestalten entstehen durchaus weitere Ideen, interessante Farbkombinationen oder ein spannendes Zusammenspiel von alten Fotos und Übermalungen. Eine spielerische Basis für ganz neue Projekte. Das Kreuz- und Querbuch kann auch später noch zur eigenen Inspiration in die Hand genommen werden.
Wer verschiedene Motivideen sucht, muss oftmals gar nicht so weit in die Ferne schweifen. Vieles hat man zuhause, auch ein Gang in den Keller oder auf dem Dachboden bringt neue Zeichenmotive zutage. So bei der roten Karte „Zeit zum Spielen“.
Zeit zum Spielen
Zutaten: Spielzeug aus der Kindheit, Mal- oder Zeichenmaterial
Hast Du noch den Lieblingsbären aus Deiner Kindheit, eine Puppe oder ein Spielzeugauto oder anderes Spielzeug, das Du aufgehoben hast? Falls nicht, dann kann Dir auch das Spielzeug eines Kindes Modell sitzen.
Betrachte das Motiv und entscheide, ob Du es malen, zeichnen oder zunächst skizzieren möchtest. Wie möchtest Du es darstellen: Liegt der Teddy oder sitzt er? Möchtest Du es eher mit Kinderaugen malen oder mit dem Abstand eines Erwachsenen?
Diese kleine Reise in die Kindheit ist gerade bei dem eigenen Spielzeug recht persönlich. Beim Zeichnen und Malen betrachtet man sein einst vertrautes Spielzeug sehr genau und wird es nochmal ganz neu kennen lernen. Hier kann durchaus eine Serie aus eigenen Kindheitsspielsachen entstehen.
Wer sich mit den unterschiedlichen Themen der einzelnen Karten befasst, spürt auch, welche Arten von Motiven oder Ideen einem in der Umsetzung Spaß machen. Warum also nicht einfach mehr machen oder eigene Ideen weiter entwickeln?
Ich selber bin sehr froh, dass das Kartenset keine fixe Idee mehr ist, sondern tatsächlich Wirklichkeit geworden ist.
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Dieser Gastbeitrag stammt von der Hamburger Künstlerin Eva Peters. Eva Peters bietet überregional Unterstützung und Motivation für Kreativität und kreative Prozesse an.
Die Kartensets kosten 26,90 Euro und können bei Wollywood innerhalb Deutschlands versandkostenfrei bestellt werden.