Soll dein Kind malen? Aber ja!
von Julia Krasovskaya
Das moderne Leben fordert uns auf, immer aktiver, leistungsstärker, konkurrenzfähiger, erreichbarer, sportlicher und vieles andere mehr zu sein. Unser Terminkalender ist voll. Wir stehen, manchmal unbemerkt, ständig unter Druck. Unsere Gedanken befinden sich immer in der Zukunft bei den bevorstehenden Meetings, bei einem Projekt, bei allem, was man nicht vergessen darf (Winterschuhe im Angebot holen, neuen Klebestift für die Schule besorgen, Lebensmittel fürs Wochenende einkaufen)! Dank der technischen Entwicklung wird der Mensch sein Tempo in der Zukunft weiter erhöhen.
Bei den Kindern geht es ähnlich zu. Du als Mutter kennst das: Montag Karate, Dienstag Fußball, Mittwoch ein Treffen mit befreundeten Familie mit Kindern in einem Park – die Kinder sollen sich ja richtig austoben, Freitag Schwimmkurs, Sonntag Tanzfest. Die Noten in der Schule müssen übrigens auch gut sein… Es geht immer um Aktion, Bewegung, Leistung. Immer schneller, immer weiter. Jetzt frage ich dich:
Wann bist du oder dein Kind HIER UND JETZT?
Ganz bei euch selbst, ausgeglichen und ruhig? Richtig. Das passiert viel zu selten. Dabei sind diese HIER UND JETZT SEIN – Zustände ganz wichtig für uns Menschen. Sie helfen uns, unsere körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten. Erkrankungen, wie die des Herzens, Magens, Rückens nehmen in der Gesellschaft zu, genauso wie Depressionen. Ärzte sprechen offen darüber, dass die meisten Krankheiten vom Stress, Leistungsdruck, Unglücklichsein, unserer seelischen Last zustande kommen.
Und was hat all das mit Malen zu tun?
Malen kann zu einem Bestandteil einer gesünderen Lebensweise werden! Es wird viel darüber gesprochen und geschrieben, wie wichtig Malen für Kinder ist: es schult die Koordination von Hand und Auge, fördert Grob- und Feinmotorik, fördert Fantasie und vieles mehr. Ich möchte hinzufügen, dass Malen dein Kind außerdem zur Ruhe bringt und Spannung abbauen lässt. Diesen Moment vom HIER UND JETZT SEIN schenkt. In solchen Momenten bleibt alles stehen und liegen, wir atmen durch und tanken Kraft. Malen lässt die Erlebnisse verarbeiten, was ganz wichtig ist. Wie viel Last schleppen wir durch das ganze Leben aus unserer Kindheit?!?
Wenn bei mir im Malkurs bei einem Kind aus einer Sonnenblume eine schwarze Katze wird, lasse ich es auch die Katze malen. Vielleicht wollte das Kind gerade etwas Wichtiges für sich zum Ausdruck bringen, auf diese Weise irgendein Erlebnis teilen oder verarbeiten.
Lasse dein Kind das Malen und Zeichnen für sich entdecken!
Es ist einfach und schonend für den Geldbeutel. Kleine Künstler haben Spass an einer Wandtafel oder Tafelfolie mit verschiedenen Kreiden. Auch das Arbeiten auf Papier mit dicken Dreieckbuntstiften oder Fingermalfarben bereitet grosse Freude. Die etwas größeren Maler brauchen natürlich etwas mehr Ausrüstung. Gute Buntstifte, wasserlösliche Wachsstifte, Aquarellfarben, verschiedene Pinsel. Auf die Wahl des richtigen Papiers sollte geachtet werden, da zum Beispiel nasse Techniken auch ein geeignetes Papier benötigen. Bei Möglichkeit geht zusammen in die Natur raus, betrachtet und besprecht was ihr seht, malt zuhause etwas, was ihr gesehen habt. Dabei soll nicht das technisch perfekt gemalte Kunstwerk im Vordergrund stehen, sondern das Malen selbst. Das Ausdrücken von Erlebtem ist hier wichtig.
Kritisiere dein Kind nicht und verzichte auf übertriebenes Lob.
Viel stolzer wird dein Kind sein, wenn es seine Gemälde eingerahmt an der Wand hängen sieht. Das stärkt sein Selbstbewusstsein und motiviert zum Malen. Unterstütze dein Kind indem du ab und zu selbst mitmachst. Wie bei jedem Hobby deines Kindes. Wenn du seinem Hobby Aufmerksamkeit schenkst, bekommt dein Kind die Bestätigung, dass es und alles, was es macht, dir wichtig ist.
Für Kinder ab ca. 5 Jahre gibt es in jeder Stadt zahlreiche kreative Angebote. In einem Kindermalkurs kann dein Kind seine Kreativität entfalten, neue Techniken kennenlernen, in einer Gruppe Gleichgesinnter experimentieren, sich gegenseitig austauschen, in eine farbenvolle, fröhliche Welt eintauchen. Ausstellungen, die im Rahmen eines Kurses stattfinden, machen Kinder erst recht stolz. Und natürlich ist die Atmosphäre eines Kunstateliers wundervoll und lässt die Arbeit an einem Werk noch mehr geniessen.
Es ist ganz interessant, Kinder im Malkurs zu beobachten. Es gibt Phasen, wo sie aufgeregt, neugierig, wuselig sind. Dann wird es plötzlich still und leise: Die Kinder sind tief in ihre Arbeit eingetaucht, in ihre eigene Welt, in ihre Phantasie, ihre Vorstellung. Jetzt ist der Moment vom HIER UND JETZT SEIN gekommen. Jetzt sind sie mit ihrem Bild ganz alleine und es ist immer spannend, was man später auf dem Papier sehen wird. Das bereitet mir als Kursleiterin eine große Freude, den Kindern zu diesen Momenten zu verhelfen.
Welcher Kurs ist der richtige?
An welchem Kurs dein Kind teilnehmen wird, ist ganz von eurem Ziel und Bauchgefühl abhängig. Wählt am besten eine nicht zu große Gruppe, damit die Kursleiterin/der Kursleiter Zeit für jedes Kind hat, es individuell fördern kann. Der Kurs soll altersgemäß ausgerichtet werden: Für Kinder im Alter von 5-7 Jahren sind bis zu 60 Minuten optimal. Für die Größeren dann auch gerne 90 Minuten. Und an erster Stelle muss der Kurs Spaß machen.
Ich hoffe, ich konnte dich ermutigen einen Kindermalkurs aufzusuchen oder selbst zuhause mit deinem Kind zu malen. Ich wünsche deiner Familie eine glückliche Zukunft, viel Freude beim Malen und genügend HIER UND JETZT SEIN Momente!
Gruß,
Eure Julia Krasovskaya, „Kunst-WERK“ Solingen