Gelatine-Druck: 3 x 3 Vogelnester im Quadrat

von Ruth Alice Kosnick

Heute geht es um die Erstellung einer Serie von 3 x 3 Bildern im Quadrat. Wie werden wieder mit einer selbst hergestellten Gelatine-Druckplatte arbeiten. Wie du eine solche Gelatine-Druckplatte herstellen kannst, erfährst du in meinem letzten Blog-Beitrag „Drucken eines Pottwals mit selbsthergestellter Gelatineplatte“.

Dieses Mal soll eine kleinere Platte zum Einsatz kommen. Die vorgesehenen neun Leinwände sind 20 x 20 cm groß. Dadurch, dass beim folgenden Druckauftrag das Papier nicht millimetergenau auf die gleiche Stelle der Platte aufgelegt werden kann, wie beim vorherigen Druck, werden die Drucke üblicherweise etwas größer als die Plattengröße. Daher wurde für die Gelatineplatte ein Maß von 19 x 19 cm gewählt.

Ruth Alice Kosnick Vogelnester Endbild

Materialliste für das Drucken der Vogelnester:

  • 9 Leinwände, 20 x 20 cm
  • Acrylfarben in Titanweiß, Orange, Hellblau, Hellgrün, Dunkeltürkis, Umbra hell, gebrannte Umbra und Schwarz
  • Linoldruckrolle, 8 cm
  • 2 Kunststoff-Placemats oder Glas-/Acrylplatten
  • Binder
  • Latex-Handschuhe
  • Baby-Feuchttücher zum Säubern der Platten
  • Chinaskizzenpapier
  • flache Borstenpinsel, Gr. 60 zum Kaschieren
  • Bleistift
  • Haushaltsrolle zum Säubern
  • Talkum (Fließtalkum)
  • ein Bogen 250g-Papier
  • Bast und Kokosfasern
  • Schaumstofflackrolle
  • Schere
  • 4 mm Sperrholzplatte, 61,5 x 61,5 cm (Holzhandel)
  • Aufhängung für die Sperrholzplatte
  • Palette für die Schaumstofflackrolle

Der Trick mit der Sperrholzplatte

Bei dem Motiv der Vogelnester ist der kompositorische Grundgedanke, neun Nester als Serie zusammenzufassen und als Gruppe auf eine Sperrholzplatte zu montieren. Jeder, der schon einmal nur drei Motive in Reihe aufhängen wollte, weiß, wie kompliziert es ist, die Bilder in der gleichen Höhe aufzuhängen. Diese Schwierigkeit, neun kleine Serien-Bilder gerade zu hängen, wird gelöst, indem alle Leinwände mit etwas Abstand zueinander auf eine Sperrholzplatte montiert werden. So benötigt man nur noch eine Aufhängung für alle neun Bilder. Hierzu habe ich eine Sperrholzplatte in der Größe 61,4 x 61,4 cm beim Holzhändler bestellt, auf die 3 kleine Leinwände in Reihe (3 x 20 cm = 60 cm) zuzüglich der Abstände (2 x 0,7 cm) aufmontiert werden können.

Schritt für Schritt

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (1)

Zu Beginn werden circa 18 Stücke Chinaskizzenpapier zurechtgeschnitten und griffbereit zurechtgelegt. Um eine Auswahl bei der späteren Komposition zu erhalten, sollten mindestens doppelt so viele Motive gedruckt werden, wie später Verwendung finden.

Eine der Placemats wird unter die Gelatineplatte gelegt. Die andere dient als Palette zum Ausrollen der Farbe. Acrylfarbe in Dunkelbraun und Schwarz unverdünnt mit einer Linoldruckrolle auf der Placemat ausrollen und satt auf die Gelatineplatte auftragen. Alle Papiere mit dem braunschwarzen Grundton bedrucken. Varianten drucken, indem etwas helles Umbra mit eingearbeitet wird.

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (2)

Titanweiß, Orange und Hellgrün in der Mitte der Gelatineplatte kreisförmig aufrollen. Durch die Form der Rolle ergeben sich eckige Kreisformen. Talkum aufstreuen und den zweiten Druck auf den ersten legen. An den Stellen, an denen das Talkumpuder hinfällt, druckt die Farbe nicht, so dass die dunkle Untergrundfarbe wieder hervorkommt. Dadurch entstehen unregelmäßige Sprenkel, wie sie für Vogeleier typisch sind. Varianten entstehen, indem dunkles Türkis oder Hellblau eingearbeitet wird. Alle Papiere in dieser Art bedrucken. Es entstehen bei diesem zweiten Druckauftrag helle Innenflächen mit dunklen Rändern

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (3)

Für die dritte Druckschicht werden Ei-Schablonen benötigt. Mit einem Bleistift unterschiedlich große Eier auf 250g-Papier aufzeichnen und ausschneiden.

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (4)

Der Farbauftrag auf der Gelatineplatte ist nun umgekehrt: im Innenbereich wird dunkel Farbe aufgetragen, am Rand helle Töne. Auf diesen Farbauftrag werden innen die Eier und außen die Bastfäden und Kokosfasern gelegt.

Variationen ergeben sich, indem die Farben leicht changieren und die Anzahl und Größe der Eier sich verändern. Ein Nest bleibt leer.

Nach dem Trockenen wird das Talkumpuder mit einem weichen Tuch abgewischt.

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (5)

Mit dieser Technik lassen sich in kurzer Zeit viele Variationen herstellen. Für die Auswahl und Komposition der neun Nester benötigt man etwas Zeit. Oft ist ein Druck, der allein unscheinbar wirkt, eine wichtige Ruhezone bei einer Serie.

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (6)

Nachdem die Auswahl auf neun Motive und die Reihenfolge festgelegt wurden, wird jeder Druck mit Binder auf eine Leinwand kaschiert. Es hat sich bewährt, den Druck aufzulegen, auszurichten, die obere Hälfte mit zwei Gegenständen zu beschweren, die untere Hälfte anzuheben und die Leinwand satt mit Binder einzustreichen. Danach wird die Leinwand gedreht und die zweite Hälfte mit Binder bestrichen. Mit einem Haushaltstuch von der Mitte zu den Rändern wischen, so dass eventuelle Luftblasen herausgedrückt werden. Die überstehenden Ränder der Drucke werden ebenso aufgeklebt.

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (7)

Nach dem Trocknen wird helles Umbra mit einer Schaumstoffrolle umlaufend am Rand aufgetragen. Am einfachsten funktioniert das, indem die Leinwand etwas über die Tischkante gezogen wird.

Ruth Alice Kosnick Vogelnester (8)

Die Sperrholzplatte erhält eine Aufhängung und wird ebenso am Rand und in den Bereichen, in denen die Lücken zwischen den Leinwänden entstehen, mit hellem Umbra berollt. Eventuell muss dieser Farbauftrag wiederholt werden. Nach dem Trocknen werden die Leinwände mit Leim aufgeklebt und müssen einige Stunden beschwert liegen bleiben.

Durch diese Vorgehensweise wurden neun Motive zu einem Bild mit Objektcharakter zusammengefasst, welches durch die Sperrholzrückwand leicht zu transportieren und zu hängen ist.

Das Vogelnest-Motiv ist nur ein Vorschlag. Vielleicht inspiriert dich die 3 x 3 Aufhängungs-Idee ja noch zu ganz anderen Serien.


Ruth Alice Kosnick PortraitRuth Alice Kosnick lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Elmshorn. Sie ist in verschiedenen künstlerischen Bereichen unterwegs: Malerei, Druckgrafik,  Skulpturen und Plastiken sowie Kunst im öffentlichen Raum. Sie vermittelt ihr praktisches Wissen als Autorin in Form von Sachbüchern und Beiträgen für die Zeitschrift „Mein Kreativ-Atelier“.  Außerdem gibt sie sowohl in ihrem gemütlichen Atelier in Elmshorn als auch an verschiedenen Kunstakademien Workshops. Sehenswert sind auch ihre Tutorials in ihrem YouTube-Kanal „Alice-Art“.

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