Drucken eines Pottwals mit selbsthergestellter Gelatineplatte
Das Drucken mit Gelatineplatten erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Das Besondere an dieser Drucktechnik ist der weiche, leicht elastische Untergrund der Gelatineplatte, durch die eine außergewöhnlich feine Wiedergabe aller Details erreicht wird. Der spielerische Umgang mit Schnüren, Netzen, Schablonen und anderen Materialien ist leicht zu erlernen, so dass in kurzer Zeit viele Drucke mit lebendigen Oberflächen entstehen.
Inspiriert durch YouTube-Videos über das Drucken mit Gelli-Plates, einem Produkt aus Amerika, habe ich ein Rezept für eine kostengünstige Druckplatte aus Gelatine entwickelt. Dadurch kann jede gewünschte Plattengröße hergestellt werden. Außerdem hat Gelatine den Vorteil, dass sie wieder eingeschmolzen und neu ausgegossen werden kann.
Ich zeige dir zunächst, wie du selbst eine Gelatine-Platte herstellen kannst. Danach gibt es eine Schritt-für Schritt Anleitung für das Drucken eines Pottwals mit der selbsthergestellten Gelatineplatte.
Um eine dauerhafte Gelatine-Platte zu machen, benötigst du folgende Zutaten:
- 9 Päckchen Gelatinepulver (je 9g = ca. 80 g),
- 250 ml Wasser,
- 125 ml Isopropyl-Alkohol und
- 125 ml Glycerin (beide in der Apotheke erhältlich, aber billiger bei Ebay).
Das reicht für eine Form, die etwa 1/2 Liter Flüssigkeit fassen kann. Auf ein Backblech passen, je nach Größe, ca. 1 1 /2 bis 2 Liter. Dann muss die Menge natürlich entsprechend erhöht werden. Schnell-Gelatine funktioniert nicht, daher nur das Gelatinepulver verwenden.
Im Film wird gezeigt, wie Reste eingeschmolzen werden. Wenn man ganz neu beginnt, einfach die Zutaten wie angegeben abmessen und ohne Reste das Rezept verwenden. Bitte beachten, dass die Masse nur ganz leicht erhitzt wird, weil sonst zu viele schädliche Dämpfe austreten. Man muss den Finger, wie im Film, noch in die Flüssigkeit halten können. Das Ganze darf natürlich nicht auf einem Gasherd erhitzt werden, da der Isopropylalkohol entzündlich ist. Es reicht die Wärme einer einfachen Warmhalteplatte.
Diese Mischung ist nach dem Trocknen sehr strapazierfähig und haltbar. Sie schimmelt nicht, lässt sich gut zwischen zwei Acrylplatte aufbewahren und – falls sie doch mal reißen sollte – einfach wieder einschmelzen.
Wichtiger Hinweis: Bei machen Platten kommt es vor, dass die Farbe bei den ersten zwei oder drei Drucken auf einer frisch gegossenen Platte schnell antrocknet. Ich habe aber festgestellt, dass sich das ganz schnell wiedergibt. Das ist nur bei den ganz frisch gegossenen Platten so. Sobald sie etwas benutzt werden, verschwindet dieses schnelle Trocknen. Ich wische eine frische Platten vor der ersten Benutzung mit einem Baby-Feuchttuch ab, damit dieser Effekt schnell verschwindet. Es kann allerdings auch an der Farbe liegen. Es gibt Farben, die schnelltrocknend eingestellt sind. Die „liquid-Serie“ von Lukas ist so, dass sie bei dieser Technik viel zu schnell antrocknet. In diesem Fall hilft Retarder (Trocknungsverzögerer für Acrylfarben), damit dieses zu schnelle Antrocknen verhindert wird.
Nun wollen wir die selbsterstellte Gelatine-Platte zum Einsatz bringen und einen Pottwal drucken. Folgende Dinge brauchst du dafür:
Materialliste für das Drucken des Pottwals:
- Gelatineplatte 15 x 37 cm
- Acrylfarben in Titanweiß, Hellgrün, Dunkelgrün, Sienna Natur, Gebrannte Umbra und Schwarz
- Linoldruckrolle, 12 cm
- 2 Kunststoff-Placemats oder Glas-/Acrylplatten
- ein Stück grundiertes Gewebe oder festes Papier für die Schablone
- ein Apfelsinenenetz oder ein Stück Fischernetz
- ein Stück fein gemusterte Gardine
- Baby-Feuchttücher zum Säubern der Platten
- Chinaskizzenpapier
- Bleistift
- Haushaltsrolle zum Säubern
- Schere
Herstellen der Schablone
Mittlerweile können eine Vielzahl von Schablonen, im Fachhandel bezogen werden. Ich finde jedoch die Herstellung eigener Schablonen und Masken z.B. aus dickem Papier, grundiertem Gewebe oder Folien reizvoller. Das ist schnell gemacht und preiswerter. Außerdem ergibt sich so eine große Bandbreite an experimentellen und kreativen Möglichkeiten. Vorsicht: Potentielle Suchtgefahr!
Also einfach den Wal mit einem Bleistift auf grundiertem Leinwandgewebe vorzeichnen und ausschneiden. Fertig ist die Schablone.
Anmerkung zur Komposition: bei dem Motiv des Pottwals war der Grundgedanke, den Pottwal so darzustellen, dass er möglichst eng und raumfüllend in das Format gesetzt wird. Daher habe ich die Breite der Schablone für den Pottwall etwas kleiner gewählt (34 cm), als die Breite der Druckplatte.
Etwa zehn Stücke Chinaskizzenpapier zurechtschneiden und griffbereit zurechtlegen.
Eine der Placemats wird unter die Gelatineplatte gelegt. Die andere dient als Palette zum Ausrollen der Farbe.
Acrylfarbe in Dunkelgrün und Schwarz unverdünnt mit einer Linoldruckrolle auf der Placemat ausrollen und satt auf die Gelatineplatte auftragen. Alle Papiere mit dem grünschwarzen Grundton bedrucken.
Titanweiß aufrollen. Durch die Restfarbe an der Rolle und auf der Platte ergibt sich ein helles Grau. Netze partiell auflegen und einen zweiten Druck auf den grünschwarzen Druck setzen. Die Stellen, an denen die Netze lagen, werden abgedeckt, so dass die dunklere Untergrundfarbe als Netzstruktur sichtbar wird. Bei weiteren Papieren die Farbe der zweiten Druckschicht in ein helles Braun variieren. Auch die Bewegungsrichtung der Netze wechseln, um im weiten Vorgehen die Bewegungsrichtung des Wals variieren zu können. Dabei muss beachtet werden, dass der Druck immer spiegelverkehrt auf dem Papier erscheint.
Für die dritte Druckschicht wird ein helles Braun auf die Platte gerollt und die Wal-Schablone und ein Netz aufgelegt. Varationen ergeben sich, indem weitere Druckschichten mit der Schablone und dem Netz mit einem hellen Grün gedruckt werden. Die Variationen, die durch diese Drucktechnik entstehen, eignen sich ideal, um eine Serie anzufertigen.
Dadurch, dass beim folgenden Druckauftrag das Papier nicht millimetergenau auf die gleiche Stelle der Platte aufgelegt werden kann, wie beim vorherigen Druck, erscheint häufig eine farbige Kante in der Farbe des darunter liegenden Druckes. Dieser typische Druckeffekt kann für eine weitere Variante der Pottwale genutzt werden, indem das Papier bei der dritten Druckschicht bewusst etwas nach oben versetzt aufgelegt wird, damit die Grundfarbe unten als dunkler Rand erscheint.
Mit dieser Technik lassen sich in kurzer Zeit viele Variationen herstellen, so dass die besten Drucke zu einer Serie zusammengefasst werden können. Die Pottwale können nun alle auf eine Leinwand oder einen festen Karton kaschiert werden. Ich ziehe kleine Motive auch gerne auf entsprechend kleine einzelne Leinwände auf, lege sie dann zu einer Gruppe zusammen, lasse mir ein passendes Stück Sperrholz im Baumarkt zuschneiden, um sie dann gemeinsam auf dieses Sperrholz zu leimen. So benötige ich nur einen Aufhängung für die ganze Serie.
Es gibt einige weitere Techniken, um mit Gelatine-Platten zu drucken. Im nächsten Blog-Beitrag werde ich eine weitere Variante vorstellen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Ruth Alice Kosnick lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Elmshorn. Sie ist in verschiedenen künstlerischen Bereichen unterwegs: Malerei, Druckgrafik, Skulpturen und Plastiken sowie Kunst im öffentlichen Raum. Sie vermittelt ihr praktisches Wissen als Autorin in Form von Sachbüchern und Beiträgen für die Zeitschrift „Mein Kreativ-Atelier“. Außerdem gibt sie sowohl in ihrem gemütlichen Atelier in Elmshorn als auch an verschiedenen Kunstakademien Workshops. Sehenswert sind auch ihre Tutorials in ihrem YouTube-Kanal „Alice-Art“.